Chen Taijiquan, Qigong, Shiatsu – Ganzheitliche Gesundheitsarbeit & Freies Lernen
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Mini Me

Die Kunst zu begleiten

Kennt ihr das, jemand sagt etwas zu eurem Kind und ihr denkt, „hey das geht jetzt aber gar nicht“ und kommentiert zum Beispiel mit einer Verteidigung?

Oder auf dem Spielplatz, ein anderes Kind kommt und behandelt durch Worte oder Taten das eigene Kind auf eine Weise, die mir gar nicht gefällt und ich kommentiere („mit Sand ins Gesicht werfen geht jetzt aber gar nicht“, „sowas sagt man nicht“) oder auch zu dem eigenen Kind gewandt offeriere ich Handlungsoptionen à la, „na geh doch rüber und sag, dass es dir leid tut“, „einfach nicht beachten“, „du könntest ja fragen, ob ihr es zusammen machen wollt“.

Ich habe das so oft gehört, beobachtet und selbst getan.

Und was ist jetzt das Problem?

Es gibt keinen Raum. Keinen Raum zur Selbstentfaltung.

Als ich mein erstes Haustier bekommen habe (einen Hamster) hat meine Mama mir erzählt, dass sie auch einen hatte, was sie mit dem alles cooles gemacht hat und was ich jetzt machen könnte. Das hat mich total genervt und ich wusste damals nicht, weshalb. Gleichzeitig fand ich den Moment sehr schön, ich hatte Teil an dem Leben meiner Mama, wir hatten etwas verbindendes. Mein Meerschwein hieß dann auch Sonnenschein und es war irgendwie schön, aber die Magie war weg. Nachhinein würde ich sagen, es war wie ein fauler Abklatsch, so in etwa fühlte es sich an, nur kannte ich die Worte nicht.

Welche Magie? Die Magie, Neues zu entdecken, ohne den Hauch einer Ahnung, was kommt. Eigene Gedanken, Verhaltensweisen, Ideen zu bekommen – entwickeln. Aus sich heraus zu schöpfen und nicht zu reproduzieren, was schon mal da war.

1) Warum sollten wir ungefragt schweigen?

Fast niemand kann die Dinge sehen wie sie sind, wir nehmen keine Realität war, sondern blicken auf sie durch eine mit unserem Erfahrungsschatz getönte Brille. Wie wir und wie unser Kind eine Situation wahrnehmen ist höchstwahrscheinlich sehr verschieden, und durch unsere ungefragte Kommentierung und Einschätzung transferieren wir unsere Sicht der Dinge. Wir erzeugen mehr oder weniger ein Mini Me. Und was kann dadurch verloren oder zumindest auf längere Zeit verbaut werden? Unser Kind. Damit meine ich das freie Potential unseres Kindes. Mit jeder Kommentierung einer Situation des Alltags färben wir die Brille unseres Kindes. Mit jeder emotionalen Situation auf einen Kontakt oder ein Erlebnis prägen wir.

Es wird mir deutlicher und deutlicher… Und wir transferieren nicht nur unsere Absichten (gibt es die überhaupt?), denn wir wurden gefärbt durch unsere Eltern, diese von ihren Eltern etc. Wir färben unsere Kinder mit dem Ballast von Generationen! Ja klar, kann das gut sein, manchmal, vielleicht… Aber Kinder nehmen sowieso alles war und kopieren bereitwillig, weil ihnen die Verbindung mit ihren Eltern so wichtig ist.

Geben wir ihnen Raum, ihr eigenes leben so zu gestalten wie sie es tun. Wir müssen versuchen uns herauszunehmen, wenn wir nicht gefragt werden und emotional zu begleiten ohne Handlungsweisen zu offerieren, wenn wir gefragt werden.

2) Was passiert, wenn wir nicht schweigen?

Wir legen nicht nur Steine in den Weg der Selbstentwicklung, sondern wir geben eine sehr falsche Botschaft mit auf den Weg: Du schaffst es nicht allein. Du kannst es nicht allein, so wie Du bist bist Du nicht gut genug. Bei jedem wird dies unterschiedlich stark einwirken. Ich hatte oft das Gefühl, das alles was ich mache nie so gut sein kann wie das, was meine Mama gemacht hat. Teilweise hatte ich dann gar keine Lust überhaupt was zu machen.

Stören wir nicht das Vertrauen und das einssein des Kindes mit sich. Begleiten wir es und sind unerschütterlich emotional an seiner Seite mit der Botschaft: Du bist gut, Du bist vollkommen und du gehst Deinen Weg. Hören wir auf in Kategorien wie „gut und schlecht“, „richtig und falsch“ zu denken. Es geht um den Weg und „Fehler“ gehören dazu. Ich habe so oft versucht, den Weg zu begradigen, doch was ist es dann für ein Weg? 😉

3) Geht das überhaupt?

Ja, ich bin überzeugt, doch es ist wirklich, wirklich schwierig. Ich arbeite jetzt seit fünf Jahren daran. Erst musste ich drei Jahre lang überhaupt verstehen, was „Raum nehmen“ ist (sehr viel Streit mit meinem Mann), um dann langsam zu erfahren, wie wichtig Raum geben und Vertrauen ist.

Ich sehe immer mehr, dass sehr viel von meinem Denken und Handeln Angst basiert war und ist. Auf Angst folgt oft Kontrolle und Kontrolle nimmt Raum und hat kein Vertrauen.

Öffnen wir uns und unserem Kind dem Leben 😀 Let’s Go!

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